Finnland
Ausser Haus

Encountering Nature: Four Artists, Four Encounters

Arbeiten u. a. von Helena Kauppila im Project Space KIMGO

19. Apr bis 18. Mai 2024

In der Ausstellung »Encountering Nature« präsentiert Kimgo vier in Berlin lebende Künstlerinnen, die sich mit dem Thema Natur auseinandersetzen, mit deutlich unterschiedlichen Perspektiven und Medien. Vereint durch ein starkes persönliches Empfinden von Verbundenheit mit der Natur-Welt, erzeugt ihr Fokus Arbeiten in Serien, deren visuelle Metaphern sich aus einem Prozess entwickeln, der eine physische, intellektuelle und intuitive Interaktion mit ihrer Umgebung umfasst.

Helena Kauppila (Finnland) kombiniert ihren Hintergrund der Mathematik mit ihren sinnlichen Erkundungen der Natur, und lässt daraus farbenprächtige und rhythmische Gemälde entstehen. Sie nähert sich ihrer Arbeit mit ernsthaftem Spiel – oftmals tanzend an ausgesuchten Bäumen und an Ufern. Ihr geschärftes Bewusstsein für die Gesten ihres Körpers, für den Anblick, die Geräusche und die Gerüche eines bestimmten Ortes in der Natur, verbunden mit ihrem Wissen über unsichtbare molekulare Bewegungen bereichern die Erfahrung. Später, im Atelier übersetzt sie diese Erfahrung in Malerei. Jedes Werk wird zu einer vielschichtigen Aufzeichnung einer bestimmten Interaktion mit der natürlichen Welt. Ihre wissenschaftlichen Kenntnisse über komplexe Systeme fließen in ihre Arbeit ein, während ihre Improvisationen ihr ein tieferes Verständnis für ihre Umwelt erlauben. Daraus entstehen Gemälde, die mit bedeutungsvollen Markierungen und Farben pulsieren, und man spürt die Bedeutung nicht nur des Sichtbaren, als auch der nicht-sichtbaren Welt.

Jinran Kim (Südkorea), ursprünglich zur Bildhauerin ausgebildet, arbeitet mit einer Vielzahl von Medien wie Seife, Asche und neuerdings auch Gaze, um damit Werke zu schaffen, die von überdimensionalen öffentlichen Installationen bis hin zu kleinen zweidimensionalen Arbeiten auf Papier reichen. Sie sieht sich selbst als Alchimistin, die sich in natürlicher Weise auf Medien und Themen zu bewegt, die zutiefst persönliche Bedeutung für sie haben. In ihrer aktuellen Serie nimmt sie behutsam Rollen aus medizinischem Verbandmaterial auseinander und formt diese zu mystischen Darstellungen von Ozeanen, Wasserfällen und Wäldern. Die Bescheidenheit des Materials und seine traditionelle Verwendung zur Heilung und zum Schutz von Wunden sind für sie ein heiliger und gerechter Weg, unsere natürliche Welt zu ehren und zu schützen. Die Gazebilder der Künstlerin erinnern uns an das stille, aber stetige Leiden unserer natürlichen Lebensräume und bieten einen metaphorischen Wunsch nach Heilung.

Anne Bachschuster (Deutschland) erforscht, wie menschlicher Eingriff in die Natur in einem urbanen Raum erfahren werden kann. In ihren Aquarellen sehen wir stark beschnittene Kompositionen, die flüchtige Blicke auf Parks, Betonplätze und unbekannte Spielende gewähren. Der Fußballplatz wirkt wie eine Art Käfig für die Spielenden, während wucherndes Unkraut und Gras die Pflastersteine in saftigem Grün zurückerobert. Ihre sorgfältig komponierten Aquarelle beginnen mit der genauen Beobachtung von Stadtparks, mit und ohne Besuchende, und suggerieren eine Spannung zwischen Stille und Aktion, zwischen ungezähmter Natur und einer möglicherweise gleichgültigen, schädlichen menschlichen Präsenz. In ihren ruhigen Vignetten scheint die Sonne hell und doch bleibt ein Gefühl der Ungewissheit zurück, eine Vorahnung unserer andauernden Umweltkrise.

Caty Forden (USA/Italien) schafftin ihren Ölgemälden zeitlose Traumlandschaften, in denen sich Vergangenheit und Gegenwart vermischen. Indem sie Schicht für Schicht Farbbeziehungen bildet, entstehen lichtdurchflutete Räume, in denen sich ihre weiblichen Protagonistinnen bewegen. Diese natürlichen Schauplätze erinnern an die Wälder und Wasserwege ihrer Kindheit in Maryland, wo verlassene Bauernhäuser und Feuchtgebiete Stadtrandsiedlungen weichen mussten. Die Künstlerin durchforstet Erinnerungen, Träume und Kindergeschichten nach möglichen Erzählungen, während sie visuelle Motive aus der Pleinairmalerei in Berliner Parks und der Landschaft ihres Zuhauses in Italien sammelt. Die so entstandenen Szenerien bewegen sich zwischen dem Urbanen und dem Ländlichen. Mit ihrem angeeigneten Repertoire an bildlichen Metaphern, äußerst detaillierten Flächen, die sich mit losen Pinselstrichen abwechseln, evoziert sie ein Hinterland, einen Ort des magischen Realismus, der für unterschiedlichste Interpretationen offen ist.