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Vortrag | Diskussion

Writing (Hi)Stories – Gespräch mit Sofie Oksanen

In der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Künste

1. Okt 2025, 18:00

Writing (Hi)Stories: Literatur und Wissenschaft zu Erinnerung und Identität in Estland

Literatur kann geschichtliche Vorstellungswelten erweitern. Oft ist es Literatur, die mit Blick auf die Vergangenheit neue Akzente setzt und verändert, wie wir über Geschichte sprechen. Gleichzeitig spiegelt Literatur aber auch die Gesellschaft wider, in der sie entstanden ist.

In ihrem mehrfach ausgezeichneten Roman »Fegefeuer« erzählt die finnische Autorin Sofi Oksanen von zwei Frauenleben im Estland des 20. Jahrhunderts – zwischen sowjetischer Besatzung, nationaler Identität und persönlicher Schuld. Oksanen, deren Mutter aus Estland stammt, verarbeitet dabei auch Elemente ihrer eigenen Familiengeschichte. In eindringlicher Sprache verwebt Oksanen individuelle Traumata mit kollektiver Erinnerung und zeigt, wie sich Geschichte in Körper und Beziehungen einschreibt. Ihr Roman bildet den Ausgangspunkt für einen Abend, der Literatur und Forschung miteinander ins Gespräch bringt. Sozialwissenschaftliche Einblicke kommen aus einem EU-Forschungsprojekt. Es untersucht mittels Umfragen und Fokusgruppen in Estland, wie geschichtliche und politische Einstellungen zwischen den Generationen weitergegeben werden. Gemeinsam soll beleuchtet werden, wie Erinnerungen entstehen – und wer sie prägt.

Sofi Oksanen, als Tochter einer estnischen Mutter und eines finnischen Vaters in Finnland geboren, ist Schriftstellerin und Dramaturgin. Mit ihrem vielfach preisgekrönten Roman »Fegefeuer« wurde sie international bekannt. In ihrem aktuellen Buch »Putins Krieg gegen die Frauen« (2024) beleuchtet sie die gezielte Gewalt gegen Frauen als Waffe im russischen Machtapparat. Sie lebt in Helsinki.

Félix Krawatzek ist Politikwissenschaftler und Leiter des Forschungsschwerpunkts Jugend und generationeller Wandel am ZOiS sowie des ERC-finanzierten Projekts Moving Russia(ns): Weitergabe von Erinnerungen zwischen den Generationen im Ausland und in der Heimat (MoveMeRU).

Gwendolyn Sasse (Moderation) ist die Wissenschaftliche Direktorin des ZOiS und Einstein-Professorin für Vergleichende Demokratie- und Autoritarismusforschung am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.

Foto © Toni Härkönen