Finnland
Ausser Haus
Lesung

Susanna Hast: Beweiskörper

In der Humboldt-Bibliothek

27. Nov 2025, 19:30

Susanna Hasts bewegender Text ist ein feministischer Genrehybrid zwischen Roman, Memoiren und Essay: eine aufrüttelnde Spurensuche zu traumatischen Erlebnissen in der eigenen Kindheit. Hasts Debüt, für das sie mit dem Literaturpreis 2022 von Helsingin Sanomat ausgezeichnet wurde, ist ein Werk über Schuld und Unschuld, Erinnern und Vergessen.

Der Garten der Großmutter, die hellgrün gestrichene Nervenklinik, in der die Mutter arbeitet, ein Dorf im Norden Finnlands … Ein Reihenhaus, ein Schlafzimmer, ein Badezimmer. Ein Keller. Eine Flussinsel. Die Erzählerin muss an diese Orte zurückgehen, um sich zu erinnern. Warum ihre Kindheit abrupt endete, als sie zwölf Jahre alt war. Ein Verbrechen war geschehen, aber niemand verständigte die Polizei. Beweise wurden nicht gesammelt, Verdächtige oder Zeugen nicht verhört. War überhaupt etwas passiert?

Nun, Jahre später, wird sie zur Ermittlerin in eigener Sache, ihr Körper zum Archiv, er erinnert sich, auch wenn die Verletzungen nicht mehr sichtbar sind. Die Räume leben in ihrem Körper fort. Ihre Spurensuche wird keine Heilung bringen, aber einen selbstbestimmten Umgang mit der eigenen Vergangenheit.

Susanna Hast behandelt in diesem Buch Schritt für Schritt ihre eigenen traumatischen Erlebnisse ebenso wie die vielfältigen Dimensionen sexueller Gewalt an Frauen im Allgemeinen. Sie reflektiert über Schuld und Unschuld, Scham und Würde, über Sexualität und Mutterschaft. Dabei schlägt sie auch einen Bogen zu Autorinnen wie Hélène Cixous oder Maggie Nelson, die sich ebenfalls mit Gewalt und Weiblichkeit befasst haben.

Eine Veranstaltung der Stadtbibliothek Reinickendorf mit Unterstützung von Edition Nautilus, FILI Finnish Literature Exchange und des Finnland-Instituts.

Foto: Miikka Pirinen